Schulen in NRW: „fit für die Wirtschaft“

Mit allerlei Kinkerlitzchen wie dem beliebten Börsenspiel(„25 Jahre Erfolgsgeschichte“) wirken die Wirtschaftsverbände und Unternehmen ohne überzeugende didaktische Grundlegung munter in das Schulwesen hinein. Auf eine „7-jährige Erfolgsgeschichte“ schaut das Projekt „fit für die Wirtschaft“ zurück. Kein Wunder, denn „seit der Pilotphase 2002 konnten über 30.000 Schüler von der lebendigen Vermittlung von wirtschaftlichen Zusammenhängen durch Mitarbeiter der Citibank profitieren“, so das Schulministerium NRW auf seiner Website.

"fit für die Wirtschaft"
„Fit für die Wirtschaft“

Die Citibank gehörte bis vor wenigen Monaten zur Citigroup. Die Filialen wurden von einem französischen Konsortium aufgekauft. Die Citigroup wird mit 300 Milliarden Dollar als „Finanzschirm“ gestützt, 20 Milliarden Dollar werden, wie der Spiegel berichtet, direkt in den maroden Finanzkonzern hineingepumpt.

Die Citibank in Deutschland hat, nach Worten der heutigen Wirtschaftswoche ein „Schmuddelimage“ und bei Verbraucherschützern einen zweifelhaften Ruf.

Willkommen liebe Citibank Mitarbeiter auch in diesem Jahr in und an den Schulen Nordrhein-Westfalens.

Die sind fit für die Wirtschaft.
Die sind fit für die Wirtschaft.

Alle sprechen vom Web 3.0. Wir haben es.

Web 3.0, das Internet der Dinge, ist längst im Hochsauerland angekommen.

Bald wird sich der irgendwo im Nirwana unserer Wohnung versteckte und niemals wiedergefundene Nintendo DS von alleine melden.

„Ich bin hier im Wäscheregal, 2 Reihe, 3 Etage, hinter den Frühjahrsklamotten in der rot-weißen Socke, die noch im linken Turnschuh …“

Im Sauerlandkurier¹ von heute habe ich den Beweis für die „Kommunikation der Dinge“ gefunden.

Warenkörbe sagen Danke
Warenkörbe sagen Danke

¹ Keine Verlinkung, da Website völlig mit Reklame durchseucht.

Olsberg – Hallenbad und Schach

Heute habe ich mir für das Hallenbad in Olsberg für 45 Euro eine 20er Karte gekauft.

Die „Karte“ ist allerdings keine Karte, sondern ein Chip.

Eingang zum Olsberger Bad
Eingang zum Olsberger Bad

Zwischen Arbeit am Morgen und einem Schachwettkampf am Nachmittag konnte ich endlich einmal wieder ein entspannendes „1000 m Bahnenschwimmen“ einschieben.

Das 25-Meter Becken war zu meiner Freude fast leer. Ob es dem Betreiber zum freudigen Jauchzen bewegt, wage ich zu bezweifeln.

Das Schwimmen hatte den schönen Effekt, dass ich, trotz wenigem Schlaf und Stress am Morgen, dann am Nachmittag ganz ruhig und sediert mit Schwarz spielend vor dem Schachbrett saß und die Muße hatte, eine Partie für die Schachfreunde Josefsheim Bigge zu gewinnen.

Nach Weiss Lg3 spielte Schwarz Txg3 und Weiss gab auf:

Gewinnstellung für Schwarz
Gewinnstellung für Schwarz

Kauf‘ Dir einen Blogger

Die Serie „Zukunft des Journalismus“ in der SZ ist heute bei Folge 18 angelangt. Ich habe hineingeschaut:

Medienexperte Nicholas Lemann spricht über alternative Konzepte und Finanzierungsquellen für den Qualitätsjournalismus.

(Hervorhebungen von mir)

„… Die wichtigste Aufgabe von Journalisten ist nach wie vor und mehr denn je das Sammeln relevanter Informationen. Das Internet und speziell die Blogosphäre haben dem öffentlichen Diskurs sehr viele Stimmen hinzugefügt. Durch Blogs gibt es einen Zuwachs an politischen Debatten, allerdings bisher keinen Zuwachs an politischer Tiefe. Journalisten sind dafür da, einen alternativen, kritischen Blick auf öffentliche Angelegenheiten zu werfen. Außerdem ordnen sie die enorme Informationsmasse, mit der wir heutzutage konfrontiert sind und setzen die Informationen in einen Sinnzusammenhang. …“

(siehe dazu auch mein Traktat)

„… Vor nicht allzu langer Zeit glaubte die Blogosphäre noch, sie könne die klassischen Medien einfach ersetzen. Blogger waren der Überzeugung, sie seien nicht nur eine willkommene Ergänzung zu den professionellen Journalisten, sondern ein Ersatz dafür. Mittlerweile hat sich die Koexistenz von Profis und Bloggern etabliert und bewährt. Man findet in den USA vermutlich keine einzige Zeitung mehr, die nicht einen oder mehrere Blogger beschäftigt. …“

Mein Senf: Ich bin der Meinung, dass es „die Blogger“ nicht gibt.

„… Die Strategie der Zeitungsverlage ist es zunächst herauszufinden, welche Blogger in New Jersey das größte Publikum anziehen und zu einem interessanten Themengebiet schreiben können. Wenn beides gegeben ist, bieten sie ihnen einen eigenen Blog auf der Website an. Inzwischen haben Blogs eher einen lokalen Einschlag und längst nicht mehr diese Weltverbesserer-Attitüde. …“

Wenn Dich eine(r) ärgert – kaufe sie oder ihn. Wes Brot ich fress‘, des Lob ich sing‘!

Welch‘ ein Glück, dass ich schon einen bürgerlichen Beruf habe 😉

Aber vielleicht gibt es auch in Deutschland einige(?) Bloggerinnen oder Blogger, deren Blogs eher Bewerbungsschreiben für den neuen Journalisten-Markt sind als denn … ja was eigentlich?

Ich setze für heute dieses Thema auf Wiedervorlage, denn jetzt ist es Zeit für „Morpheus“ …. Gute Nacht!

Mephistopheles: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie …

Mephistopheles.
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum. (Goethe, Faust)

Eigentlich wollte ich vor dem Fernseher abhängen. Der HSV stünde noch an. Und über die Entwicklungen beim WAZ-Konzern wollte ich auch nicht mehr nachdenken, denn neue Informationen gibt es nicht. Der ein oder andere Troll scheint sein Unwesen im Protest-Blog zu treiben. Die Gewerkschafter sprühen Kreide auf die Straße, versichern aber sofort, dass sich alles mühelos abwaschen lässt. Folgende Ahnung hat durchaus ihre Berechtigung, wenn gleich sie nicht bewiesen ist; doch dazu nach dem Zitat:

„… behaupte ich: 1. Die Betriebsräte sitzen einer perfekt geplanten Augenwischerei auf. 2. Ihr Verhandlungsspielraum ist marginal, falls überhaupt vorhanden. 3. Das Konzept zur Zusammenlegung von Redaktionen, zu betriebsbedingten Kündigungen und zu der Zahl der Kündigungen pro Titel ist fertig, liegt in der Schublade und kommt genau dann heraus, wenn Hombach & friends das wollen. 4. Dieses Konzept ist endgültig, womöglich mit etwas Luft für sehr geringe Änderungen, um den Betriebsräten das Gefühl zu geben, sie hätten tatsächlich etwas mildern können.
.
Warum ich das glaube: Der gesamte, so sorgfältig inszenierte Zeitplan spricht dafür. Erst mal den absoluten GAU als Versuchsballon hintenrum über die Süddeutsche publik machen (und wie ein Rohrspatz über die Weitergabe von Betriebsinterna schimpfen, ja welcher Schlingel war das denn wohl?). Dann gewöhnen wir uns allmählich an die Zahl 300. Dann sehen wir es mit der Zeit positiv, dass ja 600 bleiben dürfen. Dann wird auf Zeit gespielt, um uns mürbe zu machen. Sollte nicht letzte Woche schon “Verkündigung” sein? Sollten nicht spätestens heute Zahlen kommen? Was werden sie uns denn am 5. Dezember auftischen? Garantiert keine klaren Zahlen, weil man inzwischen zu “interessanten Lösungsvorschlägen”, “bemerkenswerten Verbesserungen” und ähnlichen Worthülsen gefunden haben wird, die dringend weiter diskutiert werden müssen. Vielleicht geht da ja doch noch was… Und deshalb fahren wir am 5. Dezember spätestens so gegen 15 Uhr auch alle schnell in unsere Redaktionen, hämmern die Samstagsausgabe doch noch zusammen, schließlich kann man die zwei Kollegen, die da geblieben sind, damit der Chefredakteur sich freut, doch nicht mit sechs oder sieben Seiten hängen lassen.
.
Und so kommt dann Weihnachten, und ab dem 29.12. die tatsächliche Verkündigung der Zahlen, wenn die eine Hälfte von uns in den Weihnachtsferien ist, die andere sehen muss, wie sie über die Feiertage die Zeitung zu bekommt, und bei allen die Luft raus ist.
.
Wollen wir nur mal hoffen, dass ich das alles irgendwann zurücknehmen muss. …“ von Zeilenschinder alles lesen

Wie nun könnten diese Behauptungen, Ahnungen, Vermutungen von „Zeilenschinder“ überprüft werden?

Eigentlich ganz einfach: durch die Bewegung der betroffenen Arbeitnehmer, in diesem Fall wären es die Redakteure.

Diese Bewegung dürfte sich allerdings nicht nach dem vulgär-bernstein’schen Motto („Die Bewegung ist alles, das Ziel ist nichts“) im Gymnastikraum des Protest-Blogs abspielen, sondern müsste sich schon (da komm’ste nich‘ drum ‚rum) gegen den politischen Gegner richten. Und sie müsste derart beschaffen sein, dass es diesem weh tut, auf dass er aus der Reserve gelockt werde.

„Weh tun“ bedeutet – so lehrt es die Geschichte – das „Geldbeutelchen“ der Gegenseite treffen.

Im „politischen Werkzeugkasten“ (Merkel’sches Neudeutsch für „toolbox“) ist für solche Zwecke der Streik vorgesehen.

Und dann, und nur dann, haben die Gewerkschaften eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen, denn welches wäre ansonsten das Druckmittel der Arbeitnehmervertreter?

Ja wirklich, womit könnten die Gewerkschaften sonst auftrumpfen?

Ich weiß es nicht.

Zehntausend Industriearbeiter konnten in den „vergangenen Zeiten“ schon einmal am selben Strang ziehen und streiken, aber können das 900 Journalisten?

Kabul 30 years ago, and Kabul today. Have we learned nothing?

Raus aus dem Sauerland, ab nach Afghanistan:

„Robert Fisk: ‚Terrorists‘ were in Soviet sights; now they are in the Americans‘.

Saturday, 22 November 2008

I sit on the rooftop of the old Central Hotel – pharaonic-decorated elevator, unspeakable apple juice, sublime green tea, and armed Tajik guards at the front door – and look out across the smoky red of the Kabul evening. The Bala Hissar fort glows in the dusk, massive portals, the great keep to which the British army should have moved its men in 1841. Instead, they felt the king should live there and humbly built a cantonment on the undefended plain, thus leading to a „signal catastrophe“.

Like automated birds, the kites swoop over the rooftops. Yes, the kite-runners of Kabul, minus Hollywood. At night, the thump of American Sikorsky helicopters and the whisper of high-altitude F-18s invade my room. The United States of America is settling George Bush’s scores with the „terrorists“ trying to overthrow Hamid Karzai’s corrupt government…“ weiter im Independent

Gegenwart und Zukunft des Lokaljournalismus – eine Polemik.

Viel Text ohne Bilder und nur 1 Link 😉

Im WAZ-Protestblog drehen sich die Argumente mehr und mehr im Kreis. Was könnte auch noch gesagt werden. In wenigen Tagen werden die politischen Akteure wieder sichtbarer und scharfkantiger werden: Betriebsräte, Geschäftsleitung, Mitarbeiter und Öffentlichkeit. Letztere repräsentiert durch Prominente und Leser. Ich kann und will mir an dieser Stelle nicht vorstellen, wie der Konflikt ausgehen wird.

Über den Wolken denke ich folgendes:

Die Lokalzeitungen (print, online, egal) haben die Aufgabe die bewussten und unbewussten Äußerungen des politischen Lebens in ihren Gebiet zu sammeln, sortieren und offen zu bewerten.

Mehr nicht.

Wenn Leserinnen und Leser ihre Abos kündigen liegt es daran, dass sie die Zeitung nicht mehr in dieser Funktion wahrnehmen.

Ich habe oft erlebt, erfahren, dass die Lokalzeitung eine Autorität hatte(hat), die ich selbst für völlig überhöht hielt und halte: „Das ist so, denn es hat am Dienstag in der Zeitung gestanden.“ „Überhöht“ schreibe ich hier deshalb, weil es sich oft um unrecherchierte Artikel handelt(e), auf die sich die Menschen bezogen.

Diese Naivität der Leser(innen) kann sich hier im Sauerland, meinem Wahrnehmungsgebiet, der „Sauerlandkurier“ zunutze machen.

Überspitzt: Als ich noch in der Stadt lebte, habe ich Anzeigenblätter immer(!!!) sofort von der Treppenstufe in den Altpapier-Container entsorgt. Hier im Sauerland lese ich das Zeugs, weil ich weiß, dass es bewußtseinsbildend ist. Diese Pseudo-Zeitung hat (fast) die gleiche Autorität wie die Westfalenpost.

Die Westfalenpost enthält leider viele Elemente des Anzeigenblättchens und ist somit nicht klar und eindeutig abgrenzbar, obwohl ich die Redakteure für die eindeutig 1000 Prozent besseren „Handwerker“ halte.

Das Dilemma vieler Lokalzeitungen, gerade im ländlichen Raum, scheint mir zu sein, dass es keine klare Linie zwischen der Beachtung lokaler Besonderheiten und dem Opportunismus gegenüber den lokalen Größen und der „Dummheit“ der Leser gibt.

Ein Journalist darf diese „Dummheit“ allerdings nicht beklagen, denn sie ist gewissermaßen der Urzustand. Seine Aufgabe ist es aufzuklären. Aufklärung im Lokaljournalismus heißt aber wiederum nichts anders als : Sammeln, sortieren und bewerten.

So, und meiner Meinung nach nur so, bekommt die Lokalzeitung Autorität und erzieht bzw. zieht sich die Leserinnen und Leser.

Und dann, und nur dann, benötige ich auch diese Lokalzeitung. Eine solche Lokalzeitung würde ich auch zusätzlich zu einer „Überregionalen“ beziehen und lesen.

Ein Letztes:

Vergesst eine Heimatzeitung a la „Glaube, Sitte, Heimat„. Auch das Sauerland ist inzwischen mehr als die Summe seiner Kirchen und Schützenhallen 😉